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Mo, 27.02.2023 19:30 Uhr |
Ankommen? Mit Dinçer Güçyeter und Ralph Tharayil. |
Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V., Frankfurt am Main |
ab 5,00 € |
Tickets |
Ankommen? Mit Dinçer Güçyeter und Ralph Tharayil.
Wie geht das, das mit dem Ankommen – oder geht das überhaupt? So oder ähnlich könnte die Kernfrage lauten, die Dinçer Güçyeter und Ralph Tharayil in ihren Romanen verhandeln, und das ist nicht die letzte Gemeinsamkeit von "Unser Deutschlandmärchen" und "Nimm die Alpen weg". Beide erzählen von Familien mit Einwanderungsgeschichte, von den Erfahrungen, die man macht, wenn man als „fremd“ gelesen wird – und beide sprengen, was man gemeinhin versteht unter dem Label „Roman“. Güçyeter beginnt in Anatolien, lässt Großmutter und Mutter zu Wort kommen, integriert Fotos, Lyrik, verbindet das Mythische mit dem Prosaischen, den Chor mit der Gastarbeitererfahrung. Tharayil legt einen Roman in Versform vor, dessen Zeilen von einfacher Klarheit geprägt sind und in denen ein Wir spricht, ein Geschwisterpaar. Dass wir uns in der Schweiz befinden, lässt sich nur am Velo festmachen, dass wir es mit einer migrantischen Geschichte zu tun haben, nur an der „anderen“ Sprache der Eltern, den schwarzen Haaren, der Haut, die sich von der anderer Kinder unterscheidet. Und kommen diese beiden Bücher formal auch noch so unterschiedlich daher, treffen sie sich doch wieder an einem Endpunkt: Poetischer lässt sich von Entwurzelung, Migration und Fremdheit nicht erzählen.
Moderation: Beate Tröger
Dinçer Güçyeter, geboren 1979 in Nettetal, ist Lyriker, Verleger und Gabelstaplerfahrer. 2012 gründete er den ELIF Verlag, in dem 2017 sein erster Gedichtband "Aus Glut geschnitzt" erschien. 2022 erhielt er für den Band "Mein Prinz, ich bin das Ghetto" den Peter-Huchel-Preis, die renommierteste Auszeichnung für einen Lyrikband. "Unser Deutschlandmärchen" ist sein erster Roman.
Ralph Tharayil, 1986 als Sohn indischer Migranten in der Schweiz geboren, studierte in Basel u.a. Medien- und Literaturwissenschaft. Er hat als Werbetexter, Journalist und Performer gearbeitet und Prosa und Lyrik in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. 2017 wurde er beim open mike ausgezeichnet. "Nimm die Alpen weg" ist sein Debütroman.
Bilder (c) Malte Seidel & Paragrafie
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Fr, 24.02.2023 19:30 Uhr |
Annika Büsing - "Koller" (Buchpremiere) |
Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V., Frankfurt am Main |
ab 5,00 € |
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Annika Büsing - "Koller" (Buchpremiere)
Menschen sind „klotzige, klobige, sehr wenig anpassungsfähige Lebewesen“, findet Chris. Von ihnen ist wenig zu erwarten. Ganz anders ist Koller, den Chris eines Tages im Park trifft. Von ihm ist eine ganze Menge zu erwarten, auch wenn Chris sich oft nicht sicher ist, ob das etwas Gutes ist. Anders als Chris denkt Koller nicht lange nach, und kaum haben die beiden sich kennen gelernt, sitzen sie in Kollers klapprigem Polo und fahren zusammen kreuz und quer durch die ganze Republik – nach Ludwigsburg, durch das überschwemmte Ahrtal bis zu einem Kaff an der Ostsee, wo Koller früher an einem Teich mit Koi-Karpfen saß und glücklich war, zumindest in seiner Erinnerung.
Mit "Koller" hat Annika Büsing eine rasante Road-Novel geschrieben, die mit derselben Unbedingtheit von Liebe und Verletzlichkeit erzählt wie ihr gefeiertes Romandebüt Nordstadt und doch ganz anders ist: Es ist ein Buch über Freundschaft, über Selbstbestimmung, und über das nötige Maß an Anarchie.
Moderation: Christian Dinger
Eintritt: 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)
Annika Büsing, geboren 1981, lebt in Bochum, wo sie an einem Gymnasium unterrichtet. Sie hat evangelische Theologie und Germanistik in Dortmund studiert und einige Zeit auf Island und in Hamburg verbracht. Für "Nordstadt" (2022), ihren ersten Roman, wurde sie mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet und war für den Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals sowie den Bayrischen Buchpreis nominiert.
Bild (c) Werner Bartsch
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Mi, 29.03.2023 19:30 Uhr |
Carolin Callies - "teilchenzoo" |
Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V., Frankfurt am Main |
ab 5,00 € |
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Carolin Callies - "teilchenzoo"
Eine Vorliebe für kleine Dinge und die Orte, an denen man sie aufbewahrt, konnte man bei Carolin Callies schon anhand der Titel ihrer ersten beiden Gedichtbände ausmachen. Nach dem Debüt "fünf sinne & nur ein besteckkasten" wurde es mit "schatullen & bredouillen" gleich eine Nummer kleiner, während wir nun, beim dritten Gedichtband, beim Allerkleinsten angekommen sind, bei den sogenannten kleinsten Teilchen, bei der „klüngelwirtschaft unter aller materie“.
Dabei handelt es sich bei "teilchenzoo" dem Genre nach ironischerweise eher um ein Großprojekt, denn im scheinbaren Widerspruch zu ihren mikroskopischen Betrachtungen hat Callies sich für eine der größeren lyrischen Formen entschieden: dem Poem. Und so folgen wir in einem mäandernden immer wieder von Fragmenten durchsetzen, aber letztlich in sich zusammenhängendem Langgedicht den Zellen und Kernen, den Schuppen und Krümeln, den Spreißeln und Flusen auf ihrem Weg durch die Natur und den menschlichen Körper und erahnen das große Ganze hinter den kleinen Dingen.
Moderation: Björn Jager
Eintritt: 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)
Carolin Callies geboren 1980 in Mannheim, lebt in Ladenburg bei Heidelberg. Sie ist Autorin und selbstständige Literaturvermittlerin und wurde für ihre Lyrik vielfach ausgezeichnet. 2020 war sie mit "schatullen & bredouillen" für den Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg nominiert und erhielt den Gerlinger Lyrikpreis.
Bild (c) Max Liebenstein
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Di, 14.02.2023 19:30 Uhr |
Christine Koschmieder - "Dry" |
Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V., Frankfurt am Main |
ab 5,00 € |
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Christine Koschmieder - "Dry"
„Scheidung Mama Papa, Umzug Leipzig, USA, Tod 1, 2 und 3, Auszug Micha“. Es ist Tag 9 in der Suchtklinik, und Christine Koschmieder erstellt ihre „Lebenslinie“, einen Graphen, der für sie bedeutende Ereignisse mit dem Alkoholkonsum zur jeweiligen Zeit verbindet. Mit Ende 40 ist ihr klar geworden, dass sie Hilfe benötigt, sie hat sich selbst eingewiesen und muss sich nun mit den Wurzeln des eigenen Alkoholismus auseinandersetzen – und sie beginnt, zu erzählen. Von den rastlosen und wilden Jahren im Leipzig nach der Wende, von der ersten Schwangerschaft, vom Leben als Alleinerziehende. Vom Kennenlernen ihres Mannes und dessen Krebstod. Und schließlich auch von der eigenen Kindheit und der Sucht im vermeintlich bürgerlichen Elternhaus.
"Dry" ist vieles: Angelehnt an Christine Koschmieders Biographie ist er autofiktionaler Suchtroman, Liebesroman, Trauerroman. Was er jedoch zu keinem Zeitpunkt ist: eine Leidensgeschichte. Im Gegenteil, denn Koschmieders stärkste Waffe ist ihre Selbstironie.
Moderation: Björn Jager
Eintritt: 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)
Christine Koschmieder, wurde 1972 in Heidelberg geboren und lebt seit 1993 in Leipzig. Sie arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Literaturagentin. Ihr Debütroman "Schweinesystem" (2014) war für den aspekte-Literaturpreis nominiert.
Bild (c) Susanne Schleyer
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Do, 23.03.2023 19:30 Uhr |
Grit Krüger - "Tunnel" |
Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V., Frankfurt am Main |
ab 5,00 € |
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Grit Krüger - "Tunnel"
Mascha ist arm. Die Busfahrt zu einem Vorstellungsgespräch? Entspricht einer Mahlzeit: Butternudeln mit Salz für sie und ihre kleine Tochter Tinka. Das Vertrauen ins Amt ist längst verloren, begraben unter seitenlangen Formularen, und was sind dann schon neun Kilometer Fußweg. Doch Mascha weiß auch: So kann es nicht weitergehen. Gegen die Winterkälte eine Deckenhöhle zu bauen, damit sie und Tinka durch die Nacht kommen, wenn sie sich das Heizen nicht mehr leisten können, ist keine Lösung. Als Mascha eine Anstellung in einem Seniorenheim bekommt, ziehen die beiden kurzerhand dort ein.
So ungeschönt Grit Krüger in "Tunnel" beschreibt, was Armut bedeutet: Dieses Debüt ist keine mit soziologischer Nüchternheit gezeichnete Gesellschaftsskizze und auch kein nihilistisch ausstaffiertes Bild der Trostlosigkeit. Zart und poetisch, mit Würde und Empathie zeichnet sie ihre Figuren, erzählt von der aufkeimenden Liebe zwischen Mascha und Enders, von wilden Plänen im Heim. Dort lebt der alte Tomsonov und hört Geräusche in der Erde. Gemeinsam beginnen sie zu graben, tief unten im Keller, denn nur wer anpackt und die Hoffnung nicht aufgibt, wird eine neue Chance bekommen.
Moderation: Björn Jager
Eintritt: 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)
Grit Krüger, wurde 1989 in Erfurt geboren. Sie studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Frankfurt am Main sowie in Aberystwyth, Wales. Arbeit als Presseredakteurin und freie Lektorin (SWR). Auszeichnungen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen. Open Mike (2018), Klagenfurter Literaturkurs (2019). Veröffentlichungen in Anthologien. Grit Krüger lebt in
Rastatt.
Bild (c) Felix Grünschloß
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Do, 09.02.2023 19:30 Uhr |
Werkseinstellungen – Michael Lentz |
Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V., Frankfurt am Main |
ab 5,00 € |
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Werkseinstellungen – Michael Lentz
„Michael Lentz ist der sprachbesessene Letternaugur der Gegenwart“, schrieb Michael Braun einmal im Tagesspiegel. Was ein Letternaugur ist? Da hilft uns Novalis weiter, der in seinen "Magischen Fragmenten" die Gleichung aufmacht: „Der Philologe = Wahrsager aus Chiffren = Letternaugur.“
Doch es bedürfte noch einer ganzen Menge weiterer Begriffe, um dem auf die Schliche zu kommen, was Michael Lentz alles ist und was er mit der Sprache macht: Lautpoet zum Beispiel oder Lyriker, Musiker, Romanschriftsteller, Dramatiker, Professor oder Hörspielautor. Auch das sind letztlich nur Etiketten, deren Vielzahl aber darauf hindeutet, dass wir es hier mit einem Werk zu tun haben, das ungeheuer vielseitig ist. So manch eine Rezensentin hat sich bei der Lektüre von einem Lentz-Buch schon gefragt, ob der Autor wirklich derselbe ist wie der des letzten Lentz-Buchs. Ein Werk, so wandlungsreich, so ausufernd, so vielgestaltig, dass es nie und nimmer in 90 Minuten Platz findet? Wir nehmen die Herausforderung an!
Moderation: Jan Wilm
Eintritt: 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)
Michael Lentz, 1964 in Düren geboren, lebt in Berlin. Autor, Musiker, Herausgeber. Zuletzt erschienen: "Warum wir also hier sind" (Theaterstück), "Offene Unruh" (Gedichte), die Essay- und Aufsatzsammlung "Textleben", die Frankfurter Poetikvorlesungen "Atmen Ordnung Abgrund", "Schattenfroh. Ein Requiem" (Roman) sowie "Innehaben. Schattenfroh und die Bilder".
Bild (c) Victor Pattyn
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