Unterleuten, das liegt im Norden Brandenburgs; kaum hundert Kilometer von Berlin entfernt, dennoch auf einem andern Planeten. Unterleuten hat den Weltuntergang schon mehrmals erlebt: Bombenkrieg, Umsiedler, Mauer, Kollektivierung, Fall der Mauer, Treuhand. Die Bewohner haben gegen die Verhältnisse, die sie nicht ändern können, ihre Haltung entwickelt: Fatalismus. Sie halten sich den Staat vom Leibe und lösen Probleme auf ihre Weise. In Unterleuten sollen Windräder aufgestellt werden, viele. Die Pacht würde an die fließen, deren Flächen ausgewählt werden. Der Kampf entbrennt: Dörfler gegen Städter, Ossis gegen Wessis, die »Ökologica «, die frühere LPG, die das halbe Dorf ernährt, gegen Privateigentümer. Jedes Mittel ist erlaubt. Ein Dorf bewegt sich widerstrebend in die neue Zeit. Doch die ist nicht zu haben, solange das Vergangene nicht vergangen ist. Gombrowski, Chef der Ökologica, ist Sohn des Gutsbesitzers, den Kron in die LPG zwang mit Feuer und Knüppel. Die beiden sind erbitterte Widersacher seit einem halben Jahrhundert. Aber kann man gleichzeitig in verschiedenen Wirklichkeiten leben? Wer vergibt die Schuld von gestern? Wer steckt hinter dem Windpark-Deal von heute? Und wer hat in jener Gewitternacht 1991, mitten in der LPG-Umwandlung, das tödliche Verbrechen begangen, das das Dorf noch immer heimsucht? – Die alten Geister müssen endlich weichen, Gombrowski oder Kron, und das bedeutet Krieg im ganzen Dorf …
Autorin: Juli Zeh // Regie: Tobias Wellemeyer